Homöopathie ist wirksam – nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie

 Tagtäglich machen weltweit Millionen von Ärzten und Patienten positive Erfahrungen mit Homöopathie. Ihre genaue Wirkungsweise ist nach wie vor nicht wissenschaftlich erklärbar. Die gute Wirksamkeit ist jedoch subjektiv wahrnehmbar und auch in großen systematischen Reviews und Metaanalysen belegt.

In Metaanalysen dokumentierte Effektivität

Bereits 1991 zeigte eine britische Metaanalyse¹ von 105 Studien, dass die vorliegende Evidenz möglicherweise ausreicht, um Homöopathie als reguläre Behandlung zu etablieren. Eine weitere Metaanalyse² von 89 Studien ergab, dass die Ergebnisse nicht mit der Hypothese kompatibel seien, dass die klinischen Effekte von Homöopathie ausschließlich auf Placeboeffekten beruhen. Eine rezente sehr rigoros durchgeführte Arbeit³ bestätigt, dass die individualisierte Homöopathie signifikant besser wirkt als Placebo.

Cave methodische Mängel

Häufig wird die Aussagekraft homöopathischer Studien von Skeptikern mit dem Hinweis auf qualitative Schwächen angezweifelt. Bei zwei großen Metaanalysen, die der Homöopathie die Wirksamkeit absprechen wollen, wurden jedoch selbst grobe methodische Mängel offenkundig:

  • Eine von Homöopathie-Kritikern gerne zitierte, 2005 in „The Lancet“ erschienene Metaanalyse4 hatte aus insgesamt 110 Studien – davon 27 mit hoher Qualität – ohne Angabe von Gründen plötzlich auf acht Arbeiten reduziert⁴. Das höchst verwunderliche ist, dass das Hauptergebnis schlicht und einfach nicht dargestellt wurde! Im Gegensatz zur Darstellung im Abstract war die Homöopathie jedoch nach wissenschaftlicher Interpretation genauso wirksam wie die konventionelle Medizin. Der dazu von unserer Gruppe veröffentlichte „Letter to the Editor“⁵ sowie mehrere andere Einwände sind bis heute unwiderlegt.

  • Ebenfalls für lebhafte Diskussionen sorgte die erst im März 2015 neuerlich publizierte, allerdings schon im Vorjahr präsentierte, von der australischen Gesundheitsbehörde „National Health and Medical Research Council“ (NHMRC) in Auftrag gegebene Metaanalyse zu Homöopathie-Studien.⁶ Auch hier wurden gravierende methodische Schwachstellen aufgedeckt. Beispielsweise wurden nur Studien mit mehr als 150 TeilnehmerInnen berücksichtigt, obwohl auch gute kleinere Studien klinisch relevante und valide Ergebnisse erbringen können. Es wurden nur englisch-sprachige Studien zugelassen und Qualitätskriterien der Homöopathie nicht beachtet. Außerdem wurden Übersichtsarbeiten einbezogen, ohne die Primärstudien zu prüfen. Diese Präsentation wurde keinem Gutachterprozess unterworfen, wie es bei wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist. Es handelt sich damit also um keine anerkannte Studie.

Unvoreingenommener Zugang gefragt

Es bedarf also eines korrekten Umgangs mit vorhandenen Daten, um die Wirksamkeit der Homöopathie objektiv beurteilen zu können. Eindrucksvoll belegt wird dies durch eine 2013 publizierte Auswertung⁷ von Metaanalysen gepoolter Daten aus Placebo-kontrollierten klinischen Studien. Autor Robert G. Hahn, Professor für Anästhesie und Intensivmedizin an der schwedischen Universität Linköping, der selbst nicht Homöopath ist, kam zu folgenden Kernaussagen:

  • Um den Schluss ziehen zu können, dass Homöopathie einer klinischen Wirkung entbehrt, müssten 90 Prozent der vorhandenen klinischen Studien außer Acht gelassen werden. Alternativ müssten fehlerhafte statistische Methoden angewendet werden.
  • Die Methode des „Funnel Plot“ – die für die 2005 in „The Lancet“ publizierte Metaanalyse verwendet worden war – erwies sich für die Analyse heterogener Datensätze, wie dies bei der Homöopathie der Fall ist, als fehlerhaft und ist daher ungeeignet.
  • Leser dieser Literatur sollten sich bewusst sein, dass Ideologie in diesen Metaanalysen eine Rolle spielt.

Skepsis aufgrund mangelnden Wissens

Vielen Homöopathie-Skeptiker fehlt es an einer naturwissenschaftlichen, geschweige denn medizinischen Ausbildung und ausreichendem Wissen zur Homöopathie. Dies führt mitunter dazu, dass Argumente sich selbst widerlegen:

  • Beispielsweise sollte u.a. 2014 im Rahmen einer Aktion auf dem Wiener Stephansplatz demonstriert werden, dass Homöopathie nicht wirkt. Dazu schluckte eine Reihe von Homöopathie - KritikerInnen eine große Menge Globuli einer Hochpotenz – ohne Wirkung oder Nebenwirkung, was für Homöopathen keineswegs unerwartet kam. Denn laut Arzneimittelprüfungsvorschriften ist eine einmalige Einnahme zwar geeignet, die Sicherheit festzustellen, nicht jedoch die Wirksamkeit. Daher war die Aktion auf dem Stephansplatz also der bisher größte prospektiv durchgeführte Nachweis der Sicherheit von homöopathischen Hochpotenzen.

  • Häufig wird Homöopathen vorgeworfen, sie würden die Patienten um den additiven Effekt der konventionellen Medizin betrügen. Ein Beispiel aus dem Berufsalltag widerlegt dies klar: Einer 22-jährigen Patientin sollte nach langandauernder Antibiotikagabe und nach siebenmaliger (!) Operation wegen wiederholten Abszessen am Sprunggelenk der Fuß amputiert werden. Dank homöopathischer Behandlung konnte dies verhindert und der Fuß erhalten werden. Die Patientin hat seither keine Abszesse mehr und kann unbeschwert gehen. Der additive Effekt der Arzneimittelmedizin wäre die Amputation gewesen.

  • Ein weiteres Argument lautet, dass 80 Prozent aller Krankheiten ohnehin von selbst heilen würden. Eigentlich versteckt sich in dieser Aussage ein massiver Angriff auf die gesamte Ärzteschaft sowie auf die Ausbildungsqualität der Medizinischen Universitäten: Denn fast jeder Patient bekommt von seinem Hausarzt eine medizinische Behandlung vorgeschlagen. Wenn also der Großteil aller Leiden ohnehin von selbst verschwindet, müsste man eigentlich sowohl aus medizinischen als auch aus ökonomischen Gründen sehr viel zurückhaltender mit Verordnungen umgehen. Daher muss dieser Angriff der Homöopathie-Kritiker auf die konventionelle Medizin entschieden zurückgewiesen werden.

  • Weiters wird gerne behauptet, dass Homöopathen ohne Studienevidenz arbeiten. Dem ist entgegenzuhalten, dass laut British Medical Journal 89 Prozent aller Interventionen der konventionellen Medizin nicht ausreichend belegt sind.⁸

Fazit

Ideologische Herangehensweisen sind bei der Bewertung einer medizinischen Methode wenig hilfreich. Zahlreiche Metaanalysen belegen mittlerweile den Nutzen der Homöopathie. Um ihre Wirksamkeit für sich selbst beurteilen zu können, ist es am besten, sie persönlich auszuprobieren. Wenn über zu wenige Studien geklagt wird, muss man auch wissen, dass hochwertige Studien nur an Universitäten durchgeführt werden können. Da es aber nur eine Handvoll universitärer HomöopathInnen gibt können hier homöopathische Studien schlicht und einfach nicht durchgeführt werden.

Literatur

  1. Klejnen J, et al. Clinical trials of homoeopathy. Br Med J 1991;302:316–323

  2. Linde K, et al. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials. Lancet 1997;350: 834–843

  3. Mathie RT et al. Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Systematic Reviews 2014;3:142

  4. Shang A, et al. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. The Lancet 2005;366(9487):726–732

  5. Frass M, Schuster E, Muchitsch I, Duncan J, Geir W, Kozel G, Kastinger-Mayr C, Felleitner AE, Reiter C, Endler C, Oberbaum M. Asymmetry in The Lancet meta-analysis. Homeopathy 2006; 95:52-3

  6. NHMRC Information Paper: Evidence on the effectiveness of homeopathy for treating health conditions [March 2015]

  7. Hahn RG. Homeopathy: Meta-Analyses of Pooled Clinical Data. Forschende Komplementärmedizin 2013; 20:376-381

  8. http://clinicalevidence.bmj.com/ceweb/about/knowledge.jsp